Aug 13, 2011 - Bei den Filmfestspielen von Venedig, wo „Somewhere“ vor einem Jahr den Goldenen Löwen gewann, lief auch Casey Afflecks Film „I am still here“, und niemand, der den Film seinerzeit sah, wird so schnell die fassungslosen Gesichter der Zuschauer und die allgemeine Ratlosigkeit nach der Vorführung. Schauspieler, seien wir ehrlich, sind nichts anderes als Verfügungsmasse ihrer Umwelt. Schöpfungen von anderer Leute Gnaden. Persona non grata. ![]() ![]() ![]() Regisseure, Produzenten, Stylisten, Personal Trainer, Journalisten - ihnen allen stellt der Schauspieler sein Kapital zur Verfügung: den eigenen Körper, der dann von den anderen dirigiert, modelliert und ausgedeutet wird. Das ist jedenfalls die Prämisse, mit der man 'I'm Still Here' mit Joaquin Phoenix anschauen muss, eine Pseudo-Dokumentation, die in den Jahren 2008 bis 2010 gedreht wurde. Der Mann mit dem stechendsten Blick Hollywoods, mit der würdevollsten Ausstrahlung, mit der größten Verwandlungsgabe, der Mann, der in Johnny Cash gespielt hat, als habe er jede Sekunde von dessen Leben selbst erlebt, verfeuert in diesem furiosen Selbstvernichtungstrip sein gesamtes Kapital als Schauspieler und verwandelt seinen Körper binnen kurzer Zeit in eine Ruine. Diddy trifft Penner Der Grund: Phoenix will endlich für das geliebt werden, was er im Grund seines Herzens angeblich immer gewesen ist. Ein Poet, ein Rapper, ein Unikat. Man muss sich das mal vorstellen: Bei einer Benefizveranstaltung mit berühmten Kollegen im Dezember 2008 kündigt der größte Jungstar Hollywoods an, er werde nie mehr als Schauspieler vor der Kamera stehen. ![]() Die Poesie Der Bohrinsel: Anja Kampmanns RomandebütFuck you, Hollywood! Die News schlagen ein wie eine Bombe. Meint Phoenix das wirklich ernst? Zumindest die in dieser Zeit von ihm kursierenden Paparazzi-Bilder legen das nahe, da ist er mit zerzaustem Bart, in den Kniekehlen hängenden Cordhosen und wirrem Blick zu sehen. Was er so getrieben hat in dieser Zeit, zeigt nun 'I'm Still Here': Da kifft und kokst Phoenix sich die Hucke voll, torkelt nachts reimend durchs Heimstudio, krächzt tagsüber psychotisch seine Assistenten an und bestellt Prostituierte für sich (und seine Freunde), damit sie seinen ungewaschenen, unbeweglichen und voluminösen Leib verwöhnen. Seine einst strahlenden Augen schimmern nun nur noch blutunterlaufen unter der Sonnenbrille hervor.
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